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Inhalt

Egg gestern und heute

Als Egg zum Thurgau gehörte
Das Kloster St.Gallen war im 8. und 9. Jh. vor allem durch Schenkungen reich geworden: Güter in Mönchaltorf, Bubikon, Dürnten, Hinwil und Bäretswil gehörten dazu. Von verschiedenen Donatoren erhielt es Grundstücke aus dem heutigen Zürcher Oberland. Auch ein gewisser Otto schenkte seinen ganzen Besitz im Eccha demselben Kloster.

Die Urkunde vom 27. Januar 775, von der nachstehend eine Übersetzung aus dem Lateinischen wiedergegeben wird, ist gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung von Egg:

«In Gottes Namen ich Oto. Mein Wille fasst den dahin gehenden Entschluss, dass ich alle meine Güter dem Kloster des heiligen Gallus geben soll, was ich folgendermassen auch getan, das heisst, dass ich im Gau Thurgau im Hof, der Egg heisst, ganz und gar alles, was ich dort zu haben sich erzeigt, samt Hütten, Häusern, Gebäuden, Eigenleuten, Viehhäuptern, Ländereien, Feldern, Wäldern, Wiesen, Wegen, Gewässern und Wasserläufen in die Herrschaft jenes Klosters und seiner Statthalter verschenke und übertrage, so dass diese vom heutigen Tag an in allem freie Gewalt haben sollen, damit zu machen, was sie wollen (...).»

Die Entstehung der Herrschaft Grüningen
Im 12. Jh. waren die Regensberger eines der mächtigsten Geschlechter in der Gegend. Das Kloster St. Gallen setzte sie zum Schutz seiner Güter und zur Ausübung der Gerichtsbarkeit als Vögte ein. Auch die Vogtei Grüningen, welche einzelne Güter in Egg umfasste, gehörte zum regensbergischen Besitz. Im so genannten Freienegg (heute Hinteregg), das kein fest umgrenztes Gebiet war, sondern sich auf einzelne Höfe und Weiler erstreckte, lebten freie Bauern.

Der Regensberger Lütold IV. war im Jahre 1229 Verwaltungsbeamter im Zürcher Oberland und übernahm das Gebiet von Dürnten bis nach Mönchaltorf, wozu auch die Kirchen von Egg gehörten. Nach der Eroberung der Gebiete um Zürich durch die Habsburger um 1267 – 1268 ergaben sich die Regensberger, und Rudolf von Habsburg erhielt das gesamte Gebiet für 2000 Mark zu Lehen. Er berichtete:

«Die Lebensweise war äusserst kärglich, die Hütten elend, Ernährung und Kleidung kümmerlich». Die Abgaben plagten die Bauern. Vor allem unter König Rudolf und Herzog Albrecht wurde die Steuerschraube fast unerträglich angezogen. Die Abgaben waren eine schwere Last, heisst es im Güterverzeichnis doch oft «die lute mochten es nid erliden.»

1408: Egg wird zürcherisch
Die Stadt Zürich, durch Handel und Gewerbe bereichert, konnte es sich leisten, durch Geldsummen pfandweise Gebiete der Landschaft zu erwerben: die Herrschaft Greifensee mit See und umliegenden Höfen vom Grafen von Toggenburg im Jahre 1402, die Feste Liebenberg mit der Mühle und dem Hof im Brand samt der Vogtei Männedorf von Ritter Hermann Gessler im Jahre 1405 und im Jahre 1408 von Wilhelm und Hermann Gessler für 8000 Gulden «das ampt Grüeningen, die dinghöfe zu Stefi, zu Hunbrechtikon und zu Munchaltorff».

Zürich regierte mit seinen Beamten bis 1798 über die 22 kleinen Obervogteien und die 22 grösseren Landvogteien. Die oberste Behörde in diesem so genannten Stadtstaat war der Kleine Rat (2 abwechselnde Bürgermeister und 48 weitere Vorgesetzte). Er bildete zusammen mit 162 anderen Stadtherren den 212 Mitglieder zählenden Grossen Rat. Verordnungen der Regierung oder des Landvogtes mussten durch den Pfarrer von der Kanzel verlesen werden, weil es damals noch keine Gesetzbücher gab.

Meistens ging es in den Mandaten der Regierung um die Verbesserung der Sitten. So wurde in einem Schreiben von 1782 festgehalten, «dass der Gebrauch gebrannter Wasser von aller Arth zu immer grösserem Übermass steigen und an villen Orthen, theils in schwelgerey ausarthen, theils zum allgemeinen Nahrungsmittel gemacht werden will». Deshalb verbot man das Hausieren mit Branntwein. Eine besondere Verordnung musste Landschreiber Uelrich zu Grüningen am 7. Juni 1785 für die Gemeinde Hinteregg verfassen, weil die «Unerfahrenheit hiziger junger Köpfen mancherley Zwistigkeiten und verdriessliche Auftritte» an Gemeindeversammlungen erregt hatten. Die Mandate eiferten auch gegen «unanständige Entblössungen» und die «elende Hofart» machte der Obrigkeit schwer zu schaffen. In Folge dessen war das aufgekommene «Poudrieren und Kräusen der Haare», das Tragen von «Ohrenbehänken» bei 30 Pfund Busse verboten. Ebenfalls waren Karten- und Würfelspiele und das Tanzen an Hochzeiten nicht gestattet.

Die Herrschaft der Vornehmsten
Die Kirche hatte den Gehorsam des Volkes zu überwachen; sie wurde zum Werkzeug des Staates. Man klammerte sich an Satzungen und Vorschriften, welche die harmlosesten Vergnügen einschränkten oder verboten.

Viele reiche Stadtzürcher brachten es fertig, allerlei Vorrechte zu erlangen. Dem Landvolk war der Zugang zu geistlichen und staatlichen Ämtern verschlossen. Alle 145 Pfarrstellen des Kantons waren von Stadtzürchern besetzt, alle hohen Amtsstellen im Besitz der regierenden Geschlechter. Der ländliche Bürger konnte es höchstens zum Untervogt oder Weibel bringen. Auch die militärische Weiterbildung war dem Landvolk verwehrt. Die ländlichen Arbeiter durften keine Ware in die Stadt liefern und gewisse Handwerke wie Kupferschmied, Weissgerber und Zinngiesser waren städtisches Monopol. Dies führte zu gefährlichen Spannungen. Im 18. Jh. war der Gegensatz zwischen Stadt und Land am grössten, weshalb das Gedankengut der französischen Revolution hier auf fruchtbaren Boden fiel.

Von 1798 bis zur Gegenwart
Nach dem Einmarsch der Franzosen in die Schweiz erklärte Bürgermeister Wyss an einer Versammlung des Grossen Rathes: «Nicht nur gänzliche Amnestien müssen wir geben, sondern zu gleicher Zeit auch Freiheit des Handels, des Handwerks und Studierfreiheit, ohne das ist das Landvolk nicht befriedigt». Darauf erfolgten die Freilassung der Verurteilten im Stäfner Handel und die Rückgabe von Waffen und Kriegskostenanteilen, auch an Esslingen. Das Land wurde nach dem Grundsatz «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit » als Einheitsstaat regiert. Damit ging die Vormachtstellung der städtischen Bürger und die Regierung der Land- und Obervögte allmählich zu Ende.

Doch nach dem Einmarsch der französischen Truppen verflog die anfängliche Begeisterung auch im Kanton Zürich rasch. Es begann eine Zeit der Verwirrung, Ausbeutung und Unterdrückung.

Noch nachdem die Franzosen die Schweiz im Sommer 1802 verlassen hatten, stritten sich Gegner und Anhänger der helvetischen Verfassung. Napoleon trat als Vermittler zwischen den streitenden Parteien auf und diktierte den Schweizern das Grundgesetz der Mediation (1803–1813). Am 19. Februar 1803 übergab er den schweizerischen Vertretern die Mediations- oder Vermittlungsakte. Sie war der Anfang der modernen Kantonsverwaltung. 19 gleichberechtigte Kantone bildeten einen stärkeren Bund als vor der Helvetik. Der Kanton bekam seine heutigen Grenzen. Er wurde in fünf Bezirke eingeteilt, nämlich Zürich, Horgen, Bülach, Winterthur und Uster.

An die Spitze trat ein elfköpfiger Gemeinderat, dessen Mitglieder am 28.April 1805 auf sieben reduziert wurden. 1809 wurde Esslingen von Stäfa abgelöst und politisch mit Egg vereint.

Das Zürcher Volk hiess den Entwurf zum neuen Kantonsgesetz am 20. März 1831 mit überwältigendem Mehr gut. Die Annahme der Bundesverfassung von 1848 feierte man mit Glockengeläute und Freudenfeuern. In Egg hatten 425 Bürger Ja gestimmt, lediglich 32 waren dagegen. 1851 wurde die Geldwährung und 1876 die seither üblichen Masse und Gewichte eingeführt.

Mit der neuen Verfassung von 1831 war die Politische Gemeinde Trägerin der Gemeindeautonomie geworden und die Zivilgemeinden verloren an Bedeutung. Egg war in sechs Zivilgemeinden aufgeteilt: Bad, Hinteregg, Egg, Hof, Lieburg und Esslingen. 1884 befassten sie sich erstmals mit dem Gedanken eines Zusammenschlusses mit der Politischen Gemeinde, wobei Hinteregg und Hof den Gedanken am als erste in Tat umsetzten, «da ja die Zivilvorsteherschaft samt der Gemeinde beinahe nichts zu thun habe als die Rechnung zu stellen». Die Zivilgemeinde Bad beschloss als nächste ihre Auflösung, und im Jahre 1927 hob man auch die noch bestehenden Zivilgemeinden Egg, Esslingen und Lieburg auf und vereinigte sie mit der Politischen Gemeinde.

Neueste Entwicklungen
In den letzten Jahrzehnten hat die Bevölkerungsentwicklung auch vor Egg keinen Halt gemacht. Auf Grund der regen Bautätigkeit ist die Einwohnerzahl von knapp 5000 im Jahre 1970 auf zurzeit rund 8'800 Personen angestiegen. In den letzten Jahren wurden zudem einzelne Industriearale zu Wohnzwecken umgenutzt. Die bevorzugte Lage der Gemeinde, mit der guten Anbindung an die Stadt Zürich und mit der reizvollen ländlichen Umgebung, der guten Infrastruktur sowie der ausgezeichneten Schulen macht Egg zu einer beliebten Wohngemeinde am Pfannenstiel.

Die Bevölkerung weist eine gesunde soziale Durchmischung auf. Die Neuzuzüger fühlen sich in den überblickbaren Strukturen rasch heimisch, so dass sich ein lebhaftes, einvernehmliches Gemeindeleben entwickeln kann. Das politische Leben wird durch die gängigen Parteien sowie weitere politisch aktive Gruppierungen geprägt. Über fünfzig Vereine bieten ein vielseitiges Angebot im sportlichen und kulturellen Bereich.

Per 1. Januar 2016 wurde zudem die Einheitsgemeinde Egg eingeführt, die (ehemalige) Politische Gemeinde und die Schulgemeinde wurden zusammengeschlossen. Seitdem erfolgt die Planung und Koordination für die weitere Entwicklung der Gemeinde von Gemeinderat und Schulpflege aus einer Hand.

Den Jugendlichen stellt die Gemeinde mit dem Freizeithaus in der Schürwies und der Drehscheibe im Zentrum von Egg Begegnungsstätten mit einem vielseitigen Angebot zur Verfügung. Mit der Realisierung von modernen Sportanlagen in der Schürwies und mit einer Dreifachturnhalle und einem Kunstrasenspielfeld sowie umfangreichen Aussenanlagen in der Kirchwies können die sportlichen Bedürfnisse der Egger Bevölkerung weiter abgedeckt werden.

Auf dem ehemaligen Landi-Areal im Zentrum von Egg hat ein vollständige Erneuerung stattgefunden. In Zusammenarbeit mit einem privaten Investor konnte der Chilbiplatz mit einer darunterliegenden Tiefgarage erstellt werden. Dieser zentrale Platz wurde im Mai 2018 eingeweiht und bietet Platz für Veranstaltungen in der Gemeinde.

In Egg haben sich rund 400 Firmen niedergelassen. Von den 2'600 Beschäftigten arbeiten rund 16 % im 2. Sektor, also in Produktion und Gewerbe. Rund 77 % arbeiten im 3. Sektor (Dienstleistungen und Handel). Weitere 7 % entfallen auf die Landwirtschaft und anverwandte Betriebe. Egg zählt heute noch rund 50 solcher Betriebe (Haupt- und Nebenerwerb).

Trotz des starken Bevölkerungswachstums in den letzten Jahren konnte die Gemeinde ihren ländlichen Charakter mit den verschiedenen Dorfteilen und zahlreichen Aussenwachten erhalten.

Quelle: «Egg bei Zürich», Heinrich Müller,
Egg, 1975 (ergänzt im November 2018 durch Gemeindeschreiber Tobias Zerobin)

 

 

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